Ein Name, der in Erinnerung bleibt

Mahsa Amini – so lautet der Name einer jungen Iranerin, die der Welt bis heute im Gedächtnis bleibt. Am 13.09.2022 wird die erst 22 Jahre junge Mahsa von der iranischen Sittenpolizei festgenommen. Grund ist ein Vergehen gegen die eiserne Kleiderordnung des Regimes, welche seit der iranischen Revolution 1979 besteht. So darf unter der Hijab beispielsweise kein Kopfhaar zu sehen sein. Da Mahsa ihr Kopftuch nicht wie vorgesehen trägt, rückt sie in das Fadenkreuz der Polizei.

Was nach der Verhaftung wirklich passierte, bleibt ungeklärt. Ersichtlich ist allerdings, dass Mahsa in ein Krankenhaus befördert wird, wo sie in ein Koma fällt – drei Tage später ist sie tot. Dieser Vorfall wirkt wie ein Funken, der ein Feuer der Proteste im Iran entfacht und weltweite Anhänger findet. Iranische Frauen gehen auf die Straße und entzünden ihr Hijab. Gemeinsam demonstrieren die Menschen gegen die strikt religiöse und wertkonservative Regierung.

Ein Solidaritätsmarsch am Parliament Square in London | Foto: Alisdare Hickson

»Frau, Leben, Freiheit« lautet das Motto der Demonstranten. Hunderte von ihnen sollten letztendlich den Tod finden – widerrechtlich ermordet durch iranische Staatsdiener. Nun lässt das Regime nichts unversucht, um die Hinterbliebenen mundtot zu machen. Zu lästig ist das Verlangen nach Aufklärung und Rechenschaftspflicht der Behörden. Laut Amnesty International werden Familienmitglieder der Opfer willkürlich inhaftiert, friedsame Trauerfeiern unterbunden und Grabsteine auf Friedhöfen gezielt demoliert.

Bitcoin kann in diesem Zustand der Verwüstung zwar keine Leben zurückbringen, die Kryptowährung kann allerdings als Werkzeug dienen, um Bürger unabhängiger von dem gemeinen Regime zu machen. Lerne in diesem Beitrag, wie Bitcoin iranische Bürger vor Repressalien der Regierung schützt und sie so auf einen neuen Weg der Freiheit leitet!

Inhaltsverzeichnis

Das Problem mit dem Geld

Obwohl in Europa die Inflation auch verhältnismäßig hoch ist, erreicht die Preissteigerung in der islamischen Republik ganz andere Höhen. Im Jahr 2022 kletterte die durchschnittliche Inflation auf 49 Prozent und für das Jahr 2023 wird eine durchschnittliche Preissteigerung von 43 Prozent prognostiziert. Wichtig anzumerken ist, dass hier der Begriff »Inflation« mit der Preissteigerung gleichgesetzt wird. Wie zermürbend derartig hohe Inflationswerte für die Bevölkerung sein kann, lässt sich an der galoppierenden Inflation im Sudan erkennen.

Auch die Bürger des Irans leiden schwer unter der hohen Preissteigerung. Das machen die Probleme einer Bäckerei im Norden der Hauptstadt Teheran deutlich. Bedeutend für den Bäckermeister ist, dass weder sein Name noch der Name der Bäckerei an die Öffentlichkeit gerät – zu groß die Sorgen vor möglichen Konsequenzen. Der Meister beklagt, dass das Mehl im April 2022 um das Neunfache teurer geworden sei. Die Brotpreise habe er nun allerdings nur doppelt so teuer angesetzt – wohl aus Angst, Kundschaft zu verlieren. Langfristig wird er sich aber an den Marktpreisen orientieren müssen, um sein Geschäft zu halten.

Das Sankgak Brot ist das Nationalbrot des Irans | Foto: Ninara

Doch nicht nur das Brot hat sich rasant verteuert, auch andere Lebensmittel sind betroffen. Im Norden Teherans wohnt die eher gut situierte Mittelschicht. Hier ist die Inflation zwar deutlich spürbar, aber nicht so erheblich wie für die ärmere Bevölkerung in den südlichen Provinzen des Landes. Die unglaubliche Preissteigerung zwang die bedürftigen Menschen auf die Straßen und auch hier soll es zahlreiche Tote beim Aufeinandertreffen mit der Polizei gegeben haben. Der russische Angriffskrieg mag natürlich eine Rolle bei der gewaltigen Inflation gespielt haben – schließlich kommt nahezu die Hälfte des verwendeten Speiseöls aus der Ukraine. Auch die Sanktionen der USA und die Corona-Pandemie hinterlassen ihre Spuren.

Entscheidend ist aber wohl auch die unglaubliche Geldmengenausweitung der iranischen Zentralbank. Laut eines Berichts dieser wurde die Geldmenge 2020 im Vergleich zum Vorjahr um sagenhafte 40 Prozent erhöht – ein neuer Rekord in der Geschichte der islamischen Republik! Schaut man bis zum Jahr 2018 zurück, so hat sich das Geldvolumen beinahe verdoppelt. Wer die Funktionen des Geldes kennt, weiß, die Knappheit des Geldes ist der wichtigste Faktor, um dessen Funktion als Wertspeicher zu garantieren. Die iranische Zentralbank druckt Geld, um für die Schulden der Regierung aufzukommen. Behördlichen Informationen zur Folge, hat die iranische Regierung in den Jahren 2020 und 2021 circa ein Drittel des Staatshaushalts durch Neuverschuldung bezahlt.

Inflation schafft abhängige Bürger

Die iranische Inflation hat schlimme Folgen für die lokale Bevölkerung. Doch nicht nur Lebensmittel und Lebenshaltungskosten kosten nun ein Vermögen – die Bürger sind nun auch abhängiger von dringend notwendigen Maßnahmen seitens der Regierung. In Deutschland hat man sich 2022 aufgrund steigender Kosten beispielsweise für Steuererleichterungen und weitere Hilfen für Familien in Notlage entschlossen.

Auch wenn die Bürger in Deutschland weiterhin unter der Inflation leiden und Maßnahmen oft nicht wirken wie geplant – grundsätzlich steht die Regierung zur Unterstützung bereit. Was passiert allerdings, wenn ein Regime für Brutalität und Missachtung der Menschenrechte bekannt ist? Was, wenn es wiederholt zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Staatsdienern und der Bevölkerung kommt und Tod und massive Einschüchterung Normalität sind?

In diesen Zeiten kann eine hohe Inflation als Waffe betrachtet werden. Eine Waffe, die die finanzielle Verwundbarkeit der Menschen ausnutzt und diese an die Notwendigkeit staatlicher Unterstützung bindet. Die Ersparnisse der ärmeren Bürger sind nun aufgezehrt und die Kaufkraft hat sich drastisch verringert. Nutznießer der Inflation sind diejenigen, die sich in ausländische Währung oder in Sachgüter retten können, wie Du in meinem Beitrag zu Präsident Al-Baschir im Sudan erfährst.

Der Rest bleibt auf der Strecke und hofft bitterlich auf staatliche Eingriffe, um Preise zu stabilisieren. Durch die gestiegene Abhängigkeit könnten Menschen weniger Mut aufweisen, ihre Meinung frei zu äußern und sich gegen die Regierung aufzulehnen. Zu groß ist die Angst vor Repressalien oder dem Verlust der staatlichen Hilfe. Die Beziehung zwischen Inflation und Unmündigkeit stellt deshalb einen gefährlichen Teufelskreis dar, aus dem Bürger sich nur schwer befreien können. Das Zusammenspiel zeigt die dringende Notwendigkeit für unabhängiges Geld, welches sich staatlicher Kontrolle entzieht.

Wie Bitcoin Hilfe bereitstellt

Seit 2009 steht durch Bitcoin glücklicherweise ein neuer Spieler auf dem Spielfeld. Die Cypherpunks rund um Satoshi Nakamoto teilten schon lange die Vision eines digitalen staatenlosen Geldes. Satoshi war sich den Funktionen des Geldes bewusst und erkannte, dass nur ein dezentralisiertes System die Möglichkeit für absolute und überprüfbare Knappheit erzeugen könnte. Eine zentrale Partei, wie hier beispielsweise die Zentralbank des Irans, hätte ihr Vertrauen bereits zu oft verspielt.

Durch die Selbstverwahrung Bitcoins können Iraner nun ihre Kaufkraft bewahren und sich so unabhängiger von dem brutalen Regime machen. Lese meinen Beitrag zu den ENDSARS-Protesten in Nigeria, um herauszufinden, wie wichtig Bitcoin in einer derart angespannten Situation ist. Die Demonstrationen in Nigeria konnten mithilfe Bitcoins weitergeführt und daraufhin echte Erfolge verzeichnet werden. Man könnte also argumentieren, dass Bitcoin durchaus als Mittel für Selbstbestimmung der Bevölkerung dient.

Bitcoin kann neue Chancen für mutige Iraner ermöglichen | Foto: Taymaz Valley

Wichtig dafür ist vor allem die Zensurresistenz digitalen Geldes, welche in unserem heutigen Fiatgeldsystem nicht gegeben ist. In Nigeria, aber beispielsweise auch bei den Trucker-Protesten Kanadas wurden Bankkonten, die den Protesten zugeordnet werden konnten, gesperrt. Welche Regierung sollte imstande dazu sein, den Zugang der Bürger zu ihrem Geld abzuschneiden? Für die kanadische Regierung würden wahrscheinlich mehr Leute stimmen als für die iranische. Doch wer entscheidet, wer zu diesem Mittel greifen darf und wer nicht? Ist nicht schon allein die Möglichkeit dessen zu kritisieren?

Bitcoin stellt im Vergleich dazu ein zensurresistentes Geld dar. Weder die kanadische noch die iranische Regierung können Transaktionen verbieten, die im Bitcoin-Netzwerk abgewickelt werden. Dieses staatenlose System wird durch das Bitcoin-Mining gewährleistet. Die Energienutzung Bitcoins schafft also gleichzeitig die Möglichkeit für Iraner, ihre Ersparnisse vor der Geldentwertung als auch vor Zensur zu schützen – ein Gamechanger! Doch weiß die Bevölkerung von ihrem Glück?

Bitcoin im Iran

Zum Jahresende 2021 sprach Alexander Bechtel vom Podcast »Bitcoin, Fiat & Rock ’n‘ Roll« mit Alireza Siadat, der als Jurist im Bereich Krypto und Blockchain aktiv ist. Der gebürtige Iraner ist im Land gut vernetzt und besonders an der Bitcoin und Krypto-Szene im Iran interessiert. Für Alireza gibt es viele Gründe, wieso der Iran als Podcast-Thema sehr spannend ist.

Alireza beschreibt die Jugend als digital-affin und entgegnet, dass diese hauptsächlich nicht mehr mit Bargeld, sondern elektronisch mit dem Smartphone bezahlen würde. Im Iran gäbe es außerdem eine Art »Underground-Community«, welche sehr liberal eingestellt und an westlichen Werten orientiert sei. Trotz Geschlechtertrennung und Alkoholverbot gäbe es große Feiern im Privaten. »Die Iraner können auch anders«, so Alireza. Es soll schwer mit dem Ausland zu kommunizieren, die Social-Media-App »Instagram« wäre aber stark verbreitet.

Die Jugend im Iran ist digital-affin | Foto: s1ingshot

Im Iran waren Kryptowährungen für lange Zeit strikt verboten. Alireza entgegnet, dass auch die Bevölkerung das Thema lange nicht gesehen hätte. Doch in diesem Bereich hätten sich mittlerweile viele Communitys gebildet – auch das Bitcoin-Mining finde im Iran viele Anhänger. Damals seien diese Gemeinschaften auch eher im Untergrund aktiv, doch seitdem die Regulierung von Kryptowährungen gelockert wurde, gäbe es viele öffentliche Konferenzen. Es scheint, als habe das Regime Bitcoin ebenfalls als Chance zur Umgehung amerikanischer Sanktionen verstanden.

Iraner könnten weiterhin nicht mittels Visa oder Mastercard bezahlen. Iranische Banken seien komplett vom internationalen Kapital- und Finanzmarkt abgeschnitten. Welche Auswirkungen dies hat, kannst Du in meinem Beitrag zu US-Sanktionen auf Kuba erfahren. So kann man als Ausländer im Iran beispielsweise kein Geld vom Geldautomaten abheben. Überweisungen in den Iran und umgekehrt würden nicht funktionieren. Bitcoin als Zahlungsmittel wird dadurch natürlich äußerst interessant! Doch ist dem iranischen Regime bewusst, dass sie ein trojanisches Pferd der Freiheit in ihre Festung lassen?

Schwierigkeiten für Bitcoin im Iran

Doch Bitcoin hat das Spiel noch nicht gewonnen! Wie an allen anderen Orten der Welt ist hier vor allem Bildung notwendig. Iraner müssen verstehen, dass durch Bitcoin ihr eigenes Geld nicht mehr von einer Drittpartei entwertet werden kann. Zudem gab es im Iran zu Zeiten der Unruhen und Proteste flächendeckende Interneteinschränkungen und -sperren. Folge war ein mangelnder Informationsfluss und eine fehlende Kommunikation mit der internationalen Gemeinschaft.

Das ist natürlich auch für Bitcoin ein Problem. Es ist zwar weiterhin möglich, Bitcoin selbst zu verwahren und somit Ersparnisse und Kaufkraft zu bewahren, doch als Zahlungsmittel wäre die Kryptowährung dann unbrauchbar. Eine amerikanische Maßnahme gegen die Internetsperren in der islamischen Republik ist das Satelliten-Internet. »Starlink« rund um Milliardär Elon Musk habe im Iran mittlerweile 100 Satelliten aktiviert. So besteht Hoffnung für einen freien Informationsfluss und für die Nutzung eines freien, unabhängigen Geldes! Glaubst Du, die junge Bevölkerung im Iran kann dieses Wissen aufgreifen und für sich nutzen? Hinterlasse mir einen Kommentar und folge mir auf Instagram oder Twitter, um keinen Beitrag mehr zu verpassen!

5 1 Bewertung
Artikel-Bewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline-Rückmeldungen
Alle Kommentare anzeigen
Ähnliche Beiträge

Der Iran hat mit Bitcoin einen Schuldigen für die landesweiten Stromausfälle gefunden. Doch ist dies gerechtfertigt? Lese diesen Beitrag und lerne die Gründe für das belebte Bitcoin-Mining im Iran kennen und erfahre, wie sich die Bürger durch das Mining emanzipieren können!

Eliazar und seine Kollegen haben ein Ziel – sie wollen eine Kreislaufwirtschaft am Lago de Atitlán schaffen. Lese diesen Beitrag und lerne die Beweggründe kennen und verstehe die Herausforderungen, denen sie auf dem Weg begegnen.

Die Demonstrationen zeigten das Verlangen nach Freiheit und Veränderungen sowie die Unzufriedenheit mit dem kubanischen Regime. Erfahre in diesem Beitrag über die Missstände des kubanischen Systems und lerne, ob Bitcoin dieses Übel beheben kann!

Newsletter abonnieren

Bleibe auf neuestem Stand und werde über neue Beiträge benachrichtigt!