Ein gewagtes Experiment

König Gaichatu herrschte zum Ende des 13. Jahrhunderts in Persien – dem heutigen Iran. Dadurch, dass die Staatskassen durch eine Rinderpest, aber vor allem auch durch den extravaganten Lebensstil des Herrschers geleert waren, kam Gaichatu auf eine Idee – die Emission von Fiatgeld, sollte den Staatshaushalt wieder aufhübschen.

Fiatgeld ist das, was die meisten Menschen heute als Geld bezeichnen, wie etwa der Euro oder der US-Dollar. Schreibt man auf ein Stück Papier eine Zahl, so entsteht erst einmal kein zusätzlicher Wert. Erst wenn ein Staat beispielsweise sagt, „dieses Stück hat nun den Wert von x Euro“, so wird es zu Fiatgeld. Daher stammt auch der Name „Fiatgeld“, denn das lateinische Wort „fiat“ kann mit „es werde“, „es geschehe“ übersetzt werden.

König Gaichatu | Foto: Wikipedia Commons

Am 13. August 1294 lässt König Gaichatu also verkünden, dass die Untertanen mit dem Tode bestraft werden, wenn sie eben jenes Fiatgeld nicht akzeptieren würden. Gold und Silber sollte man nun dem Staat übergeben, um diesen wirtschaftlich unabhängig zu machen. Der Großteil der Bevölkerung hatte somit keine Aussicht darauf, ihr Fiatgeld wieder gegen Edelmetall eintauschen zu können.

Doch es sollte alles anders kommen – der Handel kam zum Erliegen und auf den Basaren kam es zum Tumult. Gaichatu blieb keine andere Option – er musste die Bekanntmachung zurückziehen. Sein Ruf schien allerdings nicht mehr zu retten, denn er wurde kurze Zeit später ermordet. Doch wieso weigerten sich die Bürger, das neue Geld zu akzeptieren? Lerne in diesem Beitrag die Funktionen des Geldes kennen und erfahre, ob Bitcoin als gutes Geld zu bewerten ist!

Inhaltsverzeichnis

Wieso benötigen wir Geld?

Zunächst einmal sollten wir uns die Frage stellen, wie wir Menschen ohne Geld miteinander interagieren würden. Ziemlich schnell fällt auf, dass es ohne Geld keine fortschrittliche Wirtschaft, sondern ausschließlich Tauschhandel geben würde. Das wäre natürlich mühselig, weil Du immer jemanden finden müsstest, der exakt das anbietet, was Du selbst begehrst. Umgekehrt müsste die Person das haben wollen, was Du selbst zum Tausch bereithältst.

Marktplatz | Foto: Canva

Wir können also festhalten: Geld ist ein Tauschmittel, welches den Handel erleichtert. Bevor wir über Geld verfügten, tauschten wir Güter gegen Güter. Inzwischen sind wir in der Lage Güter gegen Geld und das Geld wiederum gegen Güter zu tauschen. Dabei kann der Kauf und der Verkauf von Erzeugnissen ebenfalls zeitlich und örtlich variieren. Im Übrigen sind Preise ein Maßstab, um den Wert eines Guts mitteilen und zum Vergleich heranziehen zu können.

Ursprüngliche Formen von Geld

Eine einfache Erscheinungsweise von Geld ist das sogenannte „Warengeld“ oder auch „Naturalgeld“. Geschichtliche Beispiele hierzu sind Salz, Schnecken, Muscheln und Vieh. Im Lateinischen stammt das Wort Geld „pecunia“ daher von Vieh „pecus“. Bereits in prähistorischer Zeit wurden ebenfalls Edelmetalle wie Gold, Silber, aber auch Bronze als Geld genutzt.

Die Nutzung von Warengeld ist dabei weder auf ein Zeitalter noch auf eine Zivilisation beschränkt. Sogar heutzutage verwenden Menschen Warengeld, wenn das Vertrauen in das staatliche Zahlungsmittel schwindet. So nutzten deutsche Bürger beispielsweise Zigaretten als Geld, als die Reichsmark in Folge des Zweiten Weltkriegs in die Bedeutungslosigkeit schlittert.

Zigarettenwährung | Foto: Bundesarchiv

Im Kontrast zu Warengeld hat das Fiatgeld nämlich keinen nennenswerten Warenwert. Das bedeutet, dass dessen Wert stets von der Führung und Vertrauenswürdigkeit der Regierung abhängt. In Europa konnte sich aufgrund dessen einst kein Papiergeld permanent etablieren.

Wieso wir dennoch heutzutage weltweit Fiatgeld nutzen, lässt sich vermutlich auch auf die bessere Mobilität der Geldform zurückführen. Denn im Vergleich zu Edelmetallen lässt sich Fiatgeld deutlich schneller und leichter transportieren. Doch wieso eignen sich manche Geldformen besser als andere als Geld? Diese Fragen können wir beantworten, indem wir einen Blick auf die Funktionen des Geldes werfen.

Die Funktionen des Geldes

Im Grunde sollte Geld drei Funktionen erfüllen, um als Geld geeignet zu sein. Da wir Geld für den Austausch von Gütern benötigen, sollte dieses Geld ein möglichst vielseitig akzeptiertes Tauschmittel sein. Die Akzeptanz ergibt sich wohl daraus, dass sich die Geldform möglichst gut als Recheneinheit eignet.

So können sehr unterschiedliche Dinge wie beispielsweise eine Mahlzeit und ein Auto miteinander verglichen werden. Dabei ist der Preis für das Auto mit aller Wahrscheinlichkeit höher als der Preis für das Essen.

Auto | Foto: Canva

Die dritte Funktion eines guten Geldes ist die Funktion des Wertspeichers. Das bedeutet schlichtweg, dass das Geld seinen Wert über die Zeit hinweg behalten soll, sodass man diesen Wert auch in Zukunft wieder abrufen kann. Konkurrieren einzelne Geldformen miteinander, so sind es wohl die spezifischen Merkmale derer, die über die Nutzung und Akzeptanz entscheiden.

Die Merkmale eines guten Wertspeichers

Im Laufe der Zeit haben viele verschiedene Waren als Wertspeicher genützt. Allerdings haben sich einige Merkmale derer Güter herausgestellt, die sich besonders gut als Wertspeicher eignen:

Haltbarkeit

Das Gut sollte möglichst nicht verderblich und nicht oder nur mühevoll zerstörbar sein. Fische sind beispielsweise schnell verderblich und eignen sich deshalb nicht effektiv als Wertspeicher.

Mobilität

Ebenfalls sollte man das Gut einfach transportieren können. Ein Schwein lässt sich beispielsweise nur sehr mühsam transportieren. Außerdem ist es nicht einfach zu lagern und benötigt Pflege.

Schwein | Foto: Canva

Fungibilität

Eine einzelne Einheit des Guts sollte gegen eine andere Einheit des Guts austauschbar sein. Die Einheiten sollten also möglichst identisch sein. Eine Immobilie ist meist einzigartig und lässt sich deshalb nicht einfach gegen eine andere Immobilie tauschen.

Verifizierung

Das Gut sollte sich möglichst leicht identifizieren lassen. Unser Bargeld ist aufgrund von Sicherheitsmerkmalen beispielsweise relativ einfach zu verifizieren. Dennoch gibt es weiterhin gut gefälschtes Falschgeld, welches nur schwer identifizierbar ist.

Teilbarkeit

Ein guter Wertspeicher lässt sich leicht teilen. Ein Auto kann man beispielsweise nicht ohne Weiteres aufteilen. Zumindest nicht, ohne dabei die Funktion des Autos zu zerstören.

Seltenheit

Das Gut sollte knapp und nur schwer ersetzbar sein. So verloren die Rai-Steine der Inselgruppe Yap beispielsweise an Wert, als sie in größerer Fülle verfügbar waren. Lese meinen Beitrag zu Bitcoins Energienutzung, um mehr über die Rai-Steine zu erfahren!

Rai-Steine der Insel Yap | Foto: stevenson_john

Historie

Möglichst lang sollte das Gut bereits von der Allgemeinheit als Wertspeicher angesehen werden. Über die Zeit hinweg wächst das Vertrauen in die Funktion des Wertspeichers, solange diese weiterhin besteht. Gold erfüllt diese Funktion beispielsweise schon Jahrtausende.

Zensurresistenz

Die neueste der Funktionen, die einen guten Wertspeicher ausmacht. So vorteilhaft die Digitalisierung für viele Prozesse ist, Geld ist seitdem sehr viel leichter zu überwachen. Diese Erfahrung hat damals auch Wikileaks gemacht, als ihnen der Zugang zu gespendeten Geld verwehrt wurde.

Fiatgeld

Fiatwährungen sind ein schlechter Wertspeicher. Zumindest, wenn man sich die Vergangenheit anschaut. So soll die durchschnittliche Lebensdauer von Fiatwährungen 27 Jahre zählen. Das kürzeste Experiment dauerte dabei nur einen Monat. Das britische Pound Sterling kann mit dessen Existenz seit 1694 als älteste Fiatwährung angesehen werden. Trotzdem musste sie seitdem fast 100 % ihres Werts einbüßen. Ihr Erfolg ist also durchaus relativ.

Digital sind Fiatwährungen äußerst mobil, dennoch können Kapitalverkehrskontrollen und Anordnungen ihre Mobilität einschränken, wie beispielsweise bei den ENDSARS-Protesten in Nigeria. Bargeld würde sich diese Einschränkungen fast vollständig entziehen, allerdings besteht hier ein Wagnis bei Transport und Aufbewahrung.

#ENDSARS Demonstranten | Foto: Paul Becker

Staaten könnten die Fungibilität (Austauschbarkeit) von Fiatgeld stoppen. So kündigte beispielsweise der Premierminister Indiens 2016 an, dass die 500 und 1000 Rupie-Noten, dem Finanzsystem über Nacht entzogen werden würden. Die Verifizierung des Geldes ist durch Sicherheitsmerkmale auf den Banknoten relativ einfach. Trotzdem gibt es immer wieder ausgesprochen gute Fälschungen.

Fiatwährungen sind bis auf kleinste Beträge teilbar. Schaut man hingegen auf die Seltenheit derer, so fällt auf, dass Zentralbank eigenständig Geld schaffen und somit die Geldmenge verwässern können. Seit ca. 100 Jahren gibt es jetziges Fiatgeld. Aufgrund einer kontinuierlichen Inflation verliert das Geld über die Zeit hinweg seinen Wert. Durch zunehmend digitale Zahlungen, können Staaten und Unternehmen mehr und mehr eingreifen und Transaktionen verhindern.

Gold

Gold ist sehr haltbar, robust und gegen Belastungen der Umwelt gut gewappnet. Dafür ist es allerdings nur sehr eingeschränkt beweglich, aufgrund seiner hohen Dichte und des hohen Gewichts. Daher wird Gold nur in geringem Maße transportiert. Das Edelmetall ist sehr fungibel (austauschbar), weil es auch nach dem Schmelzen wieder in gleicher Güte erstrahlt.

Möchte man Gold hingegen auf dessen Echtheit prüfen, so ist die Verifikation nur durch mehr oder weniger aufwendige Analyseverfahren möglich. Natürlich gibt es auch Tests für zu Hause, dennoch kann dadurch keine absolute Gewissheit geschaffen werden. In Münzform ist Gold ebenso teilbar wie das Fiatgeld. In seiner Reinform ist dies allerdings sehr beschwerlich.

Goldbarren und -münzen | Foto: Canva

Gold ist sehr selten! Würde man das gesamte bisher geschürfte Gold der Erde in eine Würfelform bringen, so hätte dieser Würfel gerade einmal eine Kantenlänge von 22,12 Meter. Dennoch ist nicht abzusehen, wie viele Goldvorkommen noch auf der Welt gefunden werden. Ebenso könnten uns Reisen ins All weiteres Gold bescheren – was die zukünftige Entwicklung der Goldmenge eher ungewiss macht.

Gold weist die längste Historie auf, wenn es um die Funktion des Wertspeichers geht. Viele verschiedene Zivilisationen sahen den Wert des Edelmetalls und bewunderten es für dessen Haltbarkeit und Erscheinungsbild. Betrachtet man die Zensurresistenz, so ist Gold in physischer Form wohl resistenter als heutiges Fiatgeld. Allerdings wird Gold aufgrund von seiner eingeschränkten Mobilität oft eingelagert, was es anfällig für Beschlagnahme macht.

Bitcoin

Ebenso wie digitales Fiatgeld besteht Bitcoin rein in der digitalen Welt. Denn die Blockchain ist letztendlich nur eine Transaktionshistorie – also ein Kontenbuch. Deshalb gibt es Bitcoins nur so lange, wie das gesamte Netzwerk besteht. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieses Netzwerk nicht so schnell zerstört werden kann. Lese dazu meinen Beitrag zu Bitcoins Energienutzung! Bisher hat sich das Bitcoin-Netzwerk als anti fragil bewiesen.

Bitcoin ist ein äußerst mobiles Geld, denn es kann mit Leichtigkeit an jeden Ort der Erde versendet werden. Die Kryptowährung lässt sich P2P (Peer-to-Peer) verschicken und somit nicht auf eine dritte Partei angewiesen, die den Transfer möglicherweise unterbinden könnte. Solange man über die privaten Schlüssel verfügt, lassen Bitcoin sich einfach über Grenzen transportieren. So flüchtete beispielsweise ein junger ukrainischer Mann mithilfe seiner Bitcoin-Bestände.

Ukrainische Flagge | Foto: Canva

Für die Bitcoin-Blockchain gibt es keinen Unterschied zwischen einzelnen Bitcoins. Allerdings können verschiedene Parteien möglicherweise Coins ablehnen, die einst für illegale Zwecke genutzt wurden. Das schränkt die Fungibilität (Austauschbarkeit) natürlich ein. Neue Lösungen wie das Lightning-Netzwerk versprechen jedoch, Zahlungen weiter zu anonymisieren.

Bitcoin lässt sich am besten aufteilen, vergleicht man die genannten Alternativen. Ein Bitcoin besitzt 8 Nachkommastellen, sodass dieser in 100 Millionstel zerlegt werden kann. Die kleinsten Einheiten eines Bitcoins sind die sogenannten Satoshis. Die Kryptowährung ist das wohl nachweisbar seltenste Gut auf der Erde, denn wir können dessen Knappheit durch den öffentlich-verfügbaren Code eigenhändig verifizieren.

Bewertung der Wertspeicherfunktion | Idee: Blocktrainer.de

Bitcoin kann noch keine lange Historie aufweisen, dennoch hat dieser schon einige fulminante Preiseinbrüche hinter sich gelassen und stets den Weg zu neuen Höhen gefunden. Aufgrund der starken Merkmale Bitcoins ist es ebenso wahrscheinlich, dass die Nutzung weiter ansteigt und damit auch seine Historie länger wird. Mit zunehmender Zeit steigt das Vertrauen in einen Wertspeicher und so könnte es ebenfalls Bitcoin ergehen.

Obwohl Bitcoin im Hauptnetzwerk nicht gänzlich anonym, sondern nur pseudoanonym ist, gibt es wohl keinen Wertspeicher, der zensurresistenter ist als die Kryptowährung. Es gibt keine Drittpartei, die eine Transaktion verhindern könnte.

Wieso König Gaichatu scheiterte

Springen wir noch einmal ganz an den Anfang zu König Gaichatu von Persien. Wieso scheiterte sein Experiment, die Staatskassen auf die Schnelle durch die Emission von Fiatgeld aufzufüllen? Den Bürgern fehlte wohl schlichtweg das Vertrauen in dessen Führung und vermutlich hatten sie Angst, ihre wertvollen Ersparnisse zu verlieren.

Konntest Du Dir die Frage beantworten, ob Bitcoin gutes Geld ist? Natürlich ist dessen Historie noch jung – dennoch hat dieser in kurzer Zeit schon viele positive Entwicklungen geschaffen und starke Anreize gesetzt. Was Bitcoin so einzigartig macht, ist die Möglichkeit der Selbstverwahrung. Diese half auch letztendlich einem Ukrainer aus der brenzlichen Situation zu fliehen. Lese meinen Beitrag zur Selbstverwahrung Bitcoins, um das Prinzip dahinter zu verstehen!

Meine Mission ist es, Bitcoins Nutzen aufzuzeigen, indem ich über das Schicksal systematisch benachteiligter Menschen aufkläre. Folge mir auf Instagram oder Twitter, um keinen weiteren Beitrag mehr zu verpassen!

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