Die "Kryptokriege"

Der Clipper-Chip war ein Chip, der der USA eine Hintertür zur Entschlüsselung verschlüsselter Kommunikation ermöglichen sollte. Dieser Wille der Clinton-Administration war es auch, der letztlich den Start der „Kryptokriege“ besiegeln sollte. Dieser Krieg beschreibt außerdem das Interesse der Vereinigten Staaten und verbündeter Staaten, den Zugang zu Verschlüsselungstechnologie zu verbieten – besonders zu derartiger Technologie, die die NSA nicht entschlüsseln könnte.

Dies war ein entscheidender Moment, der das Schicksal der noch jungen Internetgeschichte in eine bestimmte Richtung weisen sollte. Denn nur weil die USA versuchte, den Export von Verschlüsselungstechnologien einzuschränken, sodass sie nicht in die Hände potenzieller Gegner gerät, sollte Überwachung und Kontrolle nicht zur Tagesordnung gehören.

Clintons Eidesleistung am 20. Januar 1993 | Foto: Official White House photograph

Die sogenannten Cypherpunks“ traten nun in den Kampf ein. Ihr Ziel war es, Privatsphäre, Sicherheit und Freiheit im digitalen Reich zu schützen. Damit waren sie auch maßgeblich an der Entwicklung und Verbreitung von Verschlüsselungssoftware beteiligt. So entwickelte Phil Zimmermann, ein prominenter Cypherpunk, beispielsweise „PGP“ (Pretty Good Privacy). Dabei handelt es sich um eine leistungsstarke Software, die von Privatpersonen genutzt werden kann, um digitale Kommunikation zu schützen.

PGP wurde zum Symbol des Widerstands gegen staatliche Überwachung und die Cypherpunks förderten die Rechte des Individuums im digitalen Reich. Erfahre in diesem Beitrag, wer die Cypherpunks sind und sie mit der Entstehung Bitcoins in Verbindung stehen!

Inhaltsverzeichnis

Wer sind die Cypherpunks?

Die Bewegung der Cypherpunks, deren genaues Entstehungsdatum nicht bekannt ist, findet ihre Ursprünge wohl aber in der Mitte der 1970er Jahre. Damals veröffentlichte die US-Regierung den Data Encryption Standard (DES), einen symmetrischen Verschlüsselungsalgorithmus, der für moderne Anwendungen als unsicher gilt.

Kryptografie als technologisches Feld war damals extrem speziell und genutzt wurde sie hauptsächlich vom Militär und Nachrichtendiensten. Eine große Menge an Arbeit in diesem Bereich war deshalb auch geheim. Doch das sollte sich nun ändern, denn Martin Hellman und Whitfield Diffie veröffentlichten zu dieser Zeit eine Studie zur Public-Key-Verschlüsselung, ein Verfahren, das auch bei Bitcoin verwendet wird.

Public-Key-Verschlüsselung | Foto: Canva.com

Dabei werden öffentliche Schlüssel zur Verschlüsselung von Transaktionen und private Schlüssel zum Entschlüsseln verwendet. Lese meinen Beitrag zur Selbstverwahrung Bitcoins, um dies besser zu verstehen. Für die US-Regierung war die Veröffentlichung dieser Studie ein Dorn im Auge, die darin einen Angriff der eigenen kryptografischen Fortschritte sah.

Einen Namen bekam die Bewegung allerdings erst 1992, als die drei Freunde, Eric Hughes, Timothy May und John Gilmore, regelmäßige Treffen veranstalteten und dabei Fragen der Kryptografie und Privatsphäre diskutierten. Der Begriff „Cypherpunks“ leitet sich von Cipher ab, was so viel wie „geheimes Schriftzeichen“ oder „Zeichen einer Geheimschrift“ bedeutet, sowie von „Cyberpunk“, einer dystopischen Richtung des Science-Fiction-Genres, die in den 1980er Jahren entstand.

Das Crypto Anarchist Manifesto

Eric Hughes war es, der die Cypherpunk-Mailingliste ins Leben rief, zu dieser später auch Satoshi Nakamoto – der Erfinder Bitcoins, gehörte. Das Crypto Anarchist Manifesto veröffentlichte Timothy May allerdings erst, nachdem die Bewegung an Dynamik gewonnen hatte.

Das primäre Ziel der Cypherpunks, das durch ihr Manifest zum Ausdruck gebracht wird, ist es, die individuelle Macht über Privatsphäre zu bewahren. Die Entscheidung, was wir über uns selbst preisgeben oder enthüllen wollen. Die Cypherpunks streben wiederum danach, dies ohne Einmischung einer dritten Partei, wie beispielsweise ein Unternehmen oder eine Regierung, zu erreichen.

Die Privatsphäre ist eine Voraussetzung für eine offene Gesellschaft im elektronischen Zeitalter. Privatsphäre ist nicht Geheimnistuerei. Eine private Angelegenheit ist etwas, von dem man nicht will, dass die ganze Welt es weiß, aber eine geheime Angelegenheit ist etwas, von dem man nicht will, dass es irgendjemand weiß. Privatsphäre ist die Macht, sich der Welt selektiv zu offenbaren.

Demo für Privatsphäre | Foto: Mike Herbst from Berlin

Die bösartigen Befürchtungen der massenhaften Abhörungen und Überwachung bestätigten vermutlich die Enthüllungen Edward Snowdens. Denn der Whistleblower deckte selbstlos umfangreiche Überwachungsprogramme der NSA und des britischen Geheimdienstes GCHQ auf.

Doch neben der Privatsphäre haben die Cypherpunks auch ein anderes Ziel. So setzen sich für finanziellen Transaktionen ohne Mitwirkungen von Regierungen oder Zentralbanken ein. Sie glauben, dass zentral geführte finanzielle Institutionen, nicht nur nicht in der Lage sind, Betrug, Diebstahl oder Geldwäsche zu verhindern, sondern, dass sie dabei auch eine Menge anderer Probleme verursachen.

Was tun Cypherpunks?

Um die Bewegung voran zu treiben, schufen die Cypherpunks eine Vielzahl von kryptografiebasierten Anwendungen. Im Jahr 1997 entwickelte der britische Cypherpunk Adam Back beispielsweise das anonyme Transaktionssystem Hashcash“. Dieses System wurde genutzt, um Spam-E-Mails und Cyberattacken zu limitieren. Hashcash baut wie Bitcoin später auch auf dem „Proof-of-Work-Prinzip“ auf und wird sogar im Bitcoin-Whitepaper erwähnt.

Im Jahr 1998 veröffentlichte der Computerentwickler Wei Dai einen Vorschlag namens B-money“ – „ein anonymes, verteiltes elektronisches Bargeldsystem“. Dieser Vorschlag könnte ebenfalls als Vorlage für die Entwicklung von Bitcoin gedient haben. Wei Dai war außerdem einer der ersten Menschen, der von Bitcoin-Schöpfer Satoshi Nakamoto kontaktiert wurde!

Wir, die Cypherpunks, widmen uns dem Aufbau anonymer Systeme. Wir verteidigen unsere Privatsphäre durch Kryptographie, durch anonyme Weiterleitungssysteme für Mail, mit Hilfe digitaler Signaturen und durch elektronisches Geld.

Der Entwickler Hal Finney baute 2004 auf Adams Backs Hashcash auf und programmierte das erste wiederverwendbare „Proof-of-Work-System“. Dieses System legte die Grundlage für die Kryptowährung Bitcoin. Hal Finney war übrigens auch der erste Empfänger Bitcoins im Jahre 2009.

Die von Cypherpunks geschriebenen Codes und Skripte sind in der Regel kostenlos und im Internet frei erhältlich. Cypherpunks möchten, dass andere die Codes verwenden, angreifen und verbessern, um sich zu vergewissern, dass sie so sicher wie möglich sind und die Privatsphäre der Nutzer wirklich schützen können.

Die Cypherpunks bevorzugen ein freies Geld

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Cypherpunks eine sehr skeptische Haltung gegenüber Zentralbanken und ihrer Geldpolitik hatten. Dieses Misstrauen sollte sich schließlich durch die Finanzkrise im Jahr 2008 manifestieren. Denn infolge der Krise schufen Zentralbanken massive Geldmengen aus dem Nichts, um die taumelnden Banken zu retten.

Grob vereinfacht kennt die Regierung zwei Wege, um an Geld zu gelangen. Der erste Weg ist allgemein bekannt: Steuern. Hier fließt das Geld direkt in die Taschen der Regierung. Der zweite Weg ist vielleicht weniger populär: das Drucken von Geld, auch bekannt als „Seigniorage“. Druckt eine Regierung neues Geld, erhält sie dadurch ebenfalls neue Zahlungsmittel. In der Geschichte erlebten Bürger jedoch oft eine Entwertung ihres Geldes, da nun eine größere Menge Geldeinheiten dieselbe Menge an Gütern „jagt“. Lese meinen Beitrag zu den Funktionen des Geldes, um diesen Sachverhalt besser zu verstehen.

Zehn Milliarden Mark | Foto: Canva

Die Cypherpunks betrachteten das Drucken von Geld daher als eine Form des Diebstahls gegenüber den Besitzern der Währung. Das Internet ist allerdings bereits grenzenlos und international. Eine native Internetwährung könnte unabhängig von der Herkunft einer Person oder der Gruppe, der sie angehört, ein faires Spielfeld für alle schaffen. Die Grundvoraussetzung dafür wäre, dass das digitale Geld frei von staatlicher Intervention ist.

Wäre das Internetgeld an Fiatgeld gebunden, würde es jedoch von der Willkür einer einzelnen Zentralbank abhängen. Es sollte also keine zentrale Partei geben, die dieses Geld zensieren oder manipulieren könnte. Die vielen wirtschaftlichen Krisen und zahlreichen Hyperinflationen im 20. Jahrhundert gaben den Cypherpunks recht – der Cyberspace könne nicht frei sein, solange er kein eigenes Geld besitzt.

Die Entstehung Bitcoins

Eines der größten Mysterien ist zweifellos die Identität des Erfinders von Bitcoin – Satoshi Nakamoto. Niemand weiß, welche Person oder Gruppe sich hinter diesem Pseudonym verbirgt. Trotzdem wird er in Artikeln oft als männlich beschrieben, da dies in seinem Profil der P2P Foundation so steht. Auch fühlte er sich offenbar der Cypherpunk-Bewegung zugehörig, da er private E-Mails an zwei hoch angesehene Cypherpunks sendete – Hal Finney und Wei Dai. Die E-Mails enthielten nichts Geringeres als die erste vorläufige Version des Bitcoin-Whitepapers.

Nachdem Satoshi positives Feedback beider erhalten hatte, veröffentlichte er das endgültige Bitcoin-Whitepaper auf einer öffentlichen Kryptografie-Mailingliste mit dem Titel „Bitcoin: Ein elektronisches Peer-to-Peer-Cash-System. Die Einführung offenbart dann Folgendes: „Der Internethandel ist inzwischen fast vollständig von Finanzinstituten abhängig, die als vertrauenswürdige Dritte elektronische Zahlungen abwickeln. Während dieses System für die meisten Transaktionen angemessen funktioniert, leidet es dennoch unter den inhärenten Schwächen des vertrauensbasierten Modells.

Der Bitcoin Genesis-Block | Foto: Wikipedia Commons

Im Abstract des Whitepapers wird die Vision einer reinen Peer-to-Peer-Version eines elektronischen Bargelds, die es ermöglichen würde, Online-Zahlungen direkt von einer Partei zur anderen zu senden, ohne auf ein Finanzinstitut als Vermittler zurückgreifen zu müssen. Lese das vollständige Bitcoin-Whitepaper, um Dir selbst einen Eindruck zu verschaffen.

Obwohl Bitcoin zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig fertig war, arbeitete Satoshi Nakamoto weiterhin daran, den Code zu verfeinern und zu finalisieren. Schließlich startete er am 3. Januar 2009 das Bitcoin-Netzwerk, indem er den ersten Block schürfte – heute als Genesis-Block“ bekannt. Dieser Block markiert den Beginn der Blockchain, und es gibt keine vorherigen Blöcke in der Kette.

Bitcoin steckt in den Kinderschuhen

Hier findet sich allerdings eine interessante Auffälligkeit. Der Genesis-Block wurde am 3. Januar 2009 um 18:15:05 Uhr geschürft, während der zweite Block erst am 9. Januar 2009 um 02:54:25 Uhr folgte. Das Bitcoin-Protokoll eigentlich darauf ausgelegt ist, alle zehn Minuten einen neuen Block zu finden. Deshalb wird angenommen, dass Satoshi Nakamoto die Zeit zwischen dem Genesis-Block und dem zweiten Block nutzte, um das Projekt zu testen. Zudem versuchte er vermutlich mindestens einen weiteren Teilnehmer zu finden, um Chancengleichheit zu gewährleisten.

Es gab einige faszinierte Entwickler wie Hal Finney, die Bitcoin von Anfang an unterstützten und Fehler meldeten. Doch zu Beginn war es hauptsächlich Satoshi Nakamoto selbst, der die Software laufen ließ und Coins schürfte. Lese meinen Beitrag zum Bitcoin-Mining und erfahre, wieso Bitcoin nicht aus dem Nichts entsteht.

Das Bitcoin-Netzwerk gewann jedoch allmählich neue Anhänger. Frühe Internet-Communitys wie Slashdot wurden auf das Projekt aufmerksam, und die Nachricht verbreitete sich schnell. Es gab eine neue Form des Internetgeldes, namens Bitcoin. Ein weiterer Cypherpunk, der sich in den frühen Tagen für Bitcoin interessierte, war Julian Assange, der Gründer von WikiLeaks. Auch er beteiligte sich an Diskussionen, die die Cypherpunk-Bewegung prägten, die sich um Freiheit und Privatsphäre drehten.

Im Jahr 2010 kam es dann zum Unvermeidbaren – aufgrund des politischen Drucks stoppten Visa, Mastercard, PayPal und Banken damit, Spenden an Wikileaks weiterzuleiten und schlossen die Konten von Julian Assange. Trotz der einzigartigen Möglichkeit, Bitcoin für Spenden zu verwenden, bat Satoshi Nakamoto Julian Assange Bitcoin nicht so früh politischem Druck auszusetzen. „Bitcoin ist eine kleine Beta-Community, die noch in den Kinderschuhen steckt“. Als Reaktion darauf, dass WikiLeaks dennoch nach sechs Monaten Bitcoin als Spenden akzeptierte, äußerte Satoshi die Worte: „WikiLeaks hat in ein Hornissennest gestochen, und der Schwarm kommt auf uns zu“.

Satoshis Verschwinden

Mit diesen 13 Worten verabschiedete sich Satoshi Nakamoto von der Bühne und gab nur noch einen letzten Beitrag von sich. Danach verschwand er für immer. Obwohl Julian Assange bereits früh Spenden für WikiLeaks in Bitcoin akzeptierte und so Aufmerksamkeit erzeugte, lebt Bitcoin weiter und konnte bis heute nicht gestoppt werden. Zu dieser Zeit erkannten möglicherweise nur wenige die Bedeutung dieser Technologie und damit einhergehenden Angriff auf das bestehende System.

Für Regierungen ist eine zensurresistente Technologie wie Bitcoin oft ein Dorn im Auge. So ermöglichte Bitcoin es den Demonstranten der EndSARS-Proteste in Nigeria, Kontosperrungen zu umgehen und weiterhin Spenden zu erhalten. Da Bitcoin die Funktionen des Geldes optimal erfüllt, können sich Sudanesen vor einer galoppierenden Inflation schützen. Bitcoin hat bereits einige Herausforderungen gemeistert und die unsichere Anfangszeit überlebt. Um weiterhin an der Reise Bitcoins teilzunehmen und zu verstehen, wie Bitcoin systematisch benachteiligten Menschen helfen kann, abonniere meinen Newsletter unten auf der Seite oder folge mir auf Instagram oder Twitter!

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